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Über NCP-IP

Hintergrundinfos

Stand früher der klassische Technologietransfer im Fokus, so wird aktuell über »Knowledge Exchange« gesprochen. Der Austausch von Wissen in alle gesellschaftlichen Richtungen steht damit zunehmend im Vordergrund. Die im Folgenden angeführten Ansätze zu Wissenstransfer kommen einer Definition recht nahe.

Ansatz 1:

Unter Wissenstransfer versteht man im Allgemeinen den Austausch von Wissen zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen, um durch effiziente Nutzung des (öffentlichen) Forschungsstandortes einen sozioökonomischen Impact zu erzielen. Häufig wird die Bezeichnung ›Wissensaustausch‹ verwendet, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass das Wissen weder eindimensional ›von der Wissenschaft in die Industrie‹ fließt, noch ausschließlich zwischen Akteuren dieser Größe. Die Entwicklung des Konzeptes spiegelt die nachträgliche Veränderung in der Wahrnehmung der Beziehungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wider, weg von einem linearen bzw. eindimensionalen Fluss, hin zu einem komplexen, strukturierten Prozess, der viele verschiedene Akteure involviert – akademische Institutionen, Unternehmen, staatliche Stellen, Kommunen und Gemeinschaften. Kurz gefasst geht es bei Wissenstransfer darum, öffentliche Forschung als eine strategische Ressource in der Anwendung von Grundlagenforschung und im Transfer in marktreife Produkte und Services zu nutzen.«

Ansatz 2:

Wissenstransfer beinhaltet den Prozess des Erfassens, Sammelns und Teilens von explizitem oder implizitem Wissen, inklusive Fähigkeiten und Kompetenzen. Er schließt kommerzielle und nicht-kommerzielle Aktivitäten wie Forschungszusammenarbeit, Beratung, Lizensierung, Gründung von Spin-offs, Forschermobilität, Publikationen und viele mehr, ein. Der Schwerpunkt liegt auf wissenschaftlichem und technologischem Wissen; aber auch andere Formen, wie technologiegestützte Geschäftsprozesse, werden damit berücksichtigt.

Ansatz 3:

Wissenstransfer umfasst alle Aktivitäten zur Übertragung von Wissen zwischen dem Wissenssender und dem Wissensempfänger. Er erfolgt entweder direkt oder über Intermediäre. Wissenstransfer ist kein linearer Prozess, sondern ein wechselseitiger Austausch zwischen den Transferpartnern. In diesem Kontext steigt auch die Bedeutung der aktiven Einbindung von unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft wie beispielsweise im Kontext von Citizien Science und partizipativen Bürger:innen Einbindungsprozessen.

Technologietransfer

Der Begriff Technologietransfer ist älter und enger gefasst als Wissenstransfer. Er fokussiert tendenziell auf den Transfer von den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Richtung Wirtschaft und Industrie. Transferiert werden die Technologien. Das Hauptziel ist die Unterstützung der Universitäten und Forschungseinrichtungen in ihrer Rolle als Wissensanbieter durch Schutz, Lizensierung und Kommerzialisierung ihres Wissens. Der Wandel der Universitäten von reinen Wissensanbietern hin zu Mitgestaltern des Wissensschöpfungs- und Innovationsprozesses, von einem linearen Modell hin zu einem systemischen Modell, verlangt nach einer breiteren Unterstützung als nur die technologieorientierte Unterstützung. Dieses breitere Verständnis der Rolle der Universitäten hat zur Entwicklung von Knowledge Transfer Offices (KTO) geführt. Sie haben das Ziel der Wissensmitgestaltung.

Informationstransfer

Unter Informationstransfer versteht man die Aufbereitung von Veröffentlichungen und Patenten sowie die Vermittlung von Kontakten, Ansprechpartnern, Fachkräften und Sachverständigen. 

Personaltransfer

»Personaltransfer bezeichnet die zeitweilige oder auch längerfristige Mitarbeit von [Forschenden und technischem Personal in Unternehmen bzw. von Angestellten industrieller Forschungs- und Entwicklungsabteilungen] in Forschungseinrichtungen. Bei der Gründung eines Spin-offs, also der Ausgründung eines neuen Unternehmens aus einer bestehenden Organisation, fallen Personaltransfer und Technologietransfer zusammen. Oft können wertvolle Synergien durch Informationsaustausch mit der Hochschule genützt werden. Die europäischen Förderprogramme unterstützen Personaltransfer vornehmlich durch die Marie Skłodowska-Curie-Maßnahmen.

Öffnung und Bereitstellung sachlicher Güter und von Infrastruktur

Das Öffnen und Bereitstellen sachlicher Güter und von Infrastruktur bedeutet, dass Kooperationspartner die apparativen Einrichtungen, Labors, Werkzeuge, Anlagen und Infrastruktur der eigenen Organisation nutzen dürfen. Besonders für KMUs ist diese Art des Transfers von Bedeutung, wenn sie sich aus Kostengründen keine eigenen Apparate oder Geräte anschaffen wollen, ein bestimmtes Spezialgerät fehlt oder ein Gerät zunächst nur für den Versuchsablauf getestet werden soll. Sachmitteltransfer kann somit eine zusätzliche Transferleistung von Wissenschaftseinrichtungen darstellen, die Unternehmen  unterstützt, indem sie sachliche Güter bereitstellt.

Gemeinsame Forschungseinrichtungen

In diesen Einrichtungen arbeiten sowohl Forschende der Hochschulen als auch der Industrie gemeinsam an komplementären Forschungsthemen. Unternehmen können sich dabei auch auf die Rolle eines reinen Zuwendungsgebers beschränken. Räumliche Nähe als Grundlage verstärkter Interaktionen zählt zu den Grundgedanken dieser Kooperationsform.

Open Innovation ist durch die Öffnung der Unternehmensgrenzen definiert. Diese Öffnung bietet Unternehmen die Chance auf Zufluss von Know-how oder aber auch die Schaffung von bisher nicht berücksichtigten Verwertungsmöglichkeiten außerhalb des Unternehmens.

Eigene Entwicklungen stärken

Bei Outside-In Innovationen öffnet sich das Unternehmen gegenüber externen Innovatoren oder Interessengruppen, um Marktinformationen, Ideen, Lösungen, Technologien oder Feedback zu erhalten. Die Integration von externem Wissen erweitert den Denkhorizont bei der interdisziplinären Entwicklung neuer Lösungen. Der erweiterte Zugang zu externen Ressourcen eröffnet zudem die Möglichkeit, das Innovationsrisiko zu senken.

Durch das Einbeziehen von Kunden werden Benutzererfahrungen und Bedürfnisse direkt vom Markt gesammelt. Damit können die Ausrichtung und die Entwicklung einer Lösung sehr nahe am Markt erfolgen und die Erfolgschancen steigen.

Digitalen Crowdsourcing Plattformen vernetzen interessierte Nutzerkreise und bisher brachliegendes Wissen, Expertise und Kompetenzen werden sichtbar.

Im Idealfall lassen sich daraus sogar Personalrekrutierungsmaßnahmen ableiten.

Open Innovation hilft das Marketing und die Sichtbarkeit von Innovationsinitiativen positiv zu beeinflussen, indem z.B. neue Projekte unterschiedlichen Stakeholdern vorgestellt werden.

Neue Chancen für eigene Entwicklungen

Bei Inside-Out Open Innovationen versucht das Unternehmen, vorhandenes internes Wissen mit dem externen Umfeld zu teilen, und damit können neue externe Absatzmöglichkeiten zur Verwertung eigener Technologien gefunden werden bzw. Technologien auch außerhalb des bisherigen Geschäftsmodells verwertet werden. Dies kann zur Etablierung von Spin-offs oder zu Auslizenzierungen führen.

Inside-Out Open Innovationen können das Wachstum ganzer Märkte ankurbeln, was jedem Marktteilnehmer in dem jeweiligen Bereich zugutekommt.

Innovationskultur

Die Innovationstätigkeit im Unternehmen ist in hohem Maße von einer innovationsfördernden Kultur bestimmt. Geprägt wird diese Kultur vor allem durch Führungskräfte, die durch das Vorleben von Werten und die Disposition von Ressourcen viel zur Entwicklung einer Innovationskultur beitragen können. Durch die Aktivierung interner und externer Ressourcen können Führungskräfte die Integrationsleistung des Unternehmens verstärken und eine schnelle Überführung von Innovationen in marktfähige Produkte forcieren. Eine moderne Unternehmenskultur erlaubt Experimente und auch Misserfolge, kann mit Ungewissheit und Fehlern umgehen und sorgt zielgerichtet dafür, das externe Wissen gewinnbringend zu nutzen.

Eine entscheidende Rolle hierbei spielt der Umgang mit dem eigenen geistigen Eigentum als auch dem der Innovationspartner. Dies muss klar definiert und für alle transparent gemacht werden.

Für den Einstieg in das Thema Open Innovation sollte daher am Beginn die Frage stehen, inwiefern eine Öffnung des Innovationsprozesses und die Einbeziehung externer Partner auch zum gelebten Umgang mit Wissen passt und welche Maßnahmen erforderlich sind.

Open Innovation Strategie

Österreich ist der erste europäische Mitgliedsstaat, der eine umfassende nationale Open Innovation Strategie entwickelt hat. Die Strategie wurde im Zuge eines breiten Beteiligungsprozesses, in welchen nicht nur Stakeholder aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft, sondern auch die Zivilbevölkerung eingebunden waren, erstellt. Diese umfasst neben einer Analyse des nationalen und internationalen Status Quo zum Thema Open Innovation, eine Vision für 2025 und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung. Mehr Informationen über die Umsetzung der OI Strategie sowie die Strategie zum Download finden Sie hier

Unter dem Begriff "geistiges Eigentum" – international als "intellectual property (IP)" bezeichnet – fallen Eigentumsrechte an Schöpfungen des menschlichen Intellekts (beispielsweise Erfindungen, Know-how, Software). Der Begriff "gewerbliche Schutzrechte" bezeichnet die Gesamtheit der Rechte, die diese individuellen geistigen Leistungen schützen, wie das Patent- und Gebrauchsmusterrecht in Bezug auf Erfindungen oder das Urheberrecht in Bezug auf Werke der Wissenschaft, Literatur und Kunst (einschließlich Software).

Sowohl der Schutz geistigen Eigentums als auch Wissenstransfer zielen letztlich auf Verwertung ab. Um ökonomischen Mehrwert zu schaffen, steht bei Wissenstransfer der Austausch von Wissen im Vordergrund. Ideen, Technologien oder Innovationen, die durch Rechte geistigen Eigentums geschützt sind, werden meist zu einem späteren Zeitpunkt verwertet. Der Schutz von IP und Wissenstransfer sind damit komplementäre Ansätze, die zum gleichen Ziel beitragen: Für Innovation und Kreativität sind Schutzrechte von hoher Bedeutung – wer leistet sich schon jahrelange Entwicklungsprojekte, wenn Kopieren viel günstiger ist? 

Die Europäische IPR-Strategie versucht, dabei auch den Anforderungen modernen Medienkonsums, wie dem Internet, in Bezug auf IP-Themen gerecht zu werden. Ein neues Gleichgewicht zwischen der Gewährleistung einer angemessenen Vergütung für Erfindungen und Innovationen auf der einen Seite und der Förderung eines möglichst breiten Zugangs zu Produkten und Dienstleistungen auf der anderen Seite soll hergestellt werden.

Innovationen haben große Bedeutung für Wachstum, Arbeit und gesellschaftliche Herausforderungen. Um diese zu fördern, ist ein investitionsfreundlicher Regulierungsrahmen wichtig.

Österreichische IP-Strategie

Die österreichische Bundesregierung hat am 14. Februar 2017 erstmals eine Strategie für geistiges Eigentum (IP) beschlossen. Ziel dieser Strategie ist es österreichische Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Innovatorinnen und Innovatoren zu unterstützen, ihre Innovationen bestmöglich zu schützen, verwerten und damit den Wissenschaft- und Wirtschaftsstandort zu stärken. Ein professionalisierter Umgang mit IP auf breiter Ebene stellt damit eine wesentliche Voraussetzung für den Aufstieg Österreichs zum Innovation Leader dar. Mehr Informationen und die vollständige IP Strategie zum Download finden Sie hier

 

Auf dem Weg von der Idee bis zur Marktreife durchläuft die Innovation unterschiedliche TRLs. Dabei kooperieren Forschungsorganisationen und Unternehmen häufig untereinander und miteinander. Diese Kooperationen sind die Nahtstellen in der Entwicklung – gut funktionierender Wissenstransfer ist dabei essenziell.

Auf niedrigen TRL-Stufen steht noch die grundlegende Erforschung der Technologie im Mittelpunkt –Wissenstransfer findet tendenziell zwischen Forschungspartnern statt. Auf höheren TRL-Stufen wird die erforschte Technologie zunehmend für Industriepartner interessant. Spätestens dann stellt sich die Frage nach einer angemessenen Verwertungsstrategie, passenden Verwertungspartnern und geeigneten Transfermodellen.

Nicht immer ist es sinnvoll, den Reifegrad der Entwicklung nach einem derartigen Schema anzugeben, wie zum Beispiel bei der Entwicklung von Arzneimitteln, die mit komplizierten und aufwändigen Zulassungsverfahren einhergehen, oder bei sozialen Innovationen.

Die Beschreibung der Stufen:

  • TRL 1: Beobachtung und Beschreibung des Funktionsprinzips
  • TRL 2: Beschreibung der Anwendung einer Technologie
  • TRL 3: Nachweis der Funktionstüchtigkeit einer Technologie 
  • TRL 4: Versuchsaufbau im Labor
  • TRL 5: Versuchsaufbau in Einsatzumgebung
  • TRL 6: Prototyp in Einsatzumgebung
  • TRL 7: Prototyp im Einsatz 
  • TRL 8: Qualifiziertes System mit Nachweis der Funktionstüchtigkeit im Einsatzbereich
  • TRL 9: Qualifiziertes System mit Nachweis des erfolgreichen Einsatzes
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