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Erfahrungsbericht Beck KG 

Beck KG

Logo beck Fastener Group

Die Beck KG wurde 1904 in Mauerkirchen (OÖ) gegründet und beschäftigt weltweit 500 Mitarbeiter/innen. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Produktion von magazinierten Nägel, SCRAIL® Nagelschrauben, Klammern, Stifte & pneumatische Nagelgeräte sowie Spezial-Befestigungssysteme vorwiegend für die Industrie und Hausbau hergestellt.

Im Interview berichtet Herr Dipl.-Ing. (FH) Stefan Siemers, Forschungs- und Entwicklungsleiter, über seine Erfahrungen mit der erstmaligen Durchführung eines unternehmensexternen Ideenwettbewerbs zum Thema: “Verbindungstechnik der Zukunft”.

 

Herr Dipl.Ing. (FH) Stefan Siemers, F&E-Leiter

 

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Erfahrungsbericht

Was war der Anlass für die Durchführung Ihres Ideenwettbewerbs?

Als Leiter der Forschung und Entwicklung wollte ich für uns neue Ideen für Befestigungssystemen der Zukunft bekommen. Ursprünglich hatten wir darauf gehofft, dass ein paar Experten unseres Unternehmens dazu die Antworten kennen. Das war jedoch nicht der Fall. Es gab Experten, aber es waren einfach zu wenige und die Befragung brachte nicht den gewünschten Erfolg.

 

Welche konkreten Vorteile sehen Sie in Ideenwettbewerben allgemein?

Ein Vorteil ist, dass ich sehr viele Köpfe habe, die bei einer Fragestellung mitdenken. Außerdem können wir auch neue Kontakte knüpfen und mögliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen rekrutieren. Zusätzlich ist es auch gute Öffentlichkeitsarbeit.

 

Warum haben Sie sich denn genau für einen Wettbewerb außerhalb der Grenzen Ihres Unternehmens entschieden?

Erfahrungsgemäß hat man nach vielen Jahren im selben Beruf Scheuklappen auf und intern fehlen dann die zündenden Ideen. Daher wollte ich einfach einmal eine größere Öffentlichkeit befragen.

 

Wie ist Ihnen das gelungen?

Also, in der Ansprache der Crowd waren wir sehr erfolgreich. Es gab auch eine Idee, die in gewisser Form weiterverfolgt wurde, aber nicht ganz genauso. Es war aber vorerst nichts dabei, was uns zu ganz neuen Produkten geführt hat. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit unserer Durchführung, das Ganze hat wirklich perfekt funktioniert.

 

Wie wurden Sie bei der Durchführung des Online-Ideenwettbewerbs unterstützt?

Wir haben zwei Angebote für Ideenmanagementsoftware bzw. -wettbewerbe eingeholt, verglichen und uns dann für einen Anbieter entschieden. Eine eigene Plattform ist zwar schön, aber auch kostenintensiv. Grundsätzlich ist es für uns sinnvoll gewesen, auf bereits bestehende Angebote zurückzugreifen.

 

Wie funktioniert das mit der Bewertung der Ideen?

Wir haben vom Koordinator unserer Ideenkampagne die Ideen via Plattform zugestellt bekommen, haben sie uns angesehen und auch aktiv Rückfragen gestellt. Dann, als der Prozess fertig war, habe ich die Ideen kommentiert und aufbereitet der Geschäftsleitung vorgestellt und dann wurde jede Idee nach gewissen Kriterien bewertet. Dann haben wir geschaut, welche die Beste ist. Unsere Geschäftsleitung war die Jury: dabei waren der Leiter des Kundenservice und Qualitätsmanagements, sowie der Firmeninhaber und Geschäftsführer.

 

Bei der Preisgestaltung haben Sie finanzielle Belohnungen im Rahmen von 500€ bis 1000€ angeboten. Wie sind Sie auf diese Vergütung gekommen?

Dabei wurden wir von dem erfahrenen Kampagnenkoordinator beraten. Sachgüter haben wir ausgeschlossen, weil sich kaum jemand über ein paar Nägel und einen Druckluftnagler freut, wenn er/sie nicht gerade ein Haus baut. Andere Firmen können ihre Konsumgüter verschenken. In unserem speziellen Fall sind Geldgeschenke besser, weil Menschen im Alltag nichts mit Industriemaschinen anfangen können.

 

Empfinden Sie diese Preise als fair für den Output, den Sie generiert haben?

Einerseits ja und andererseits nein, da wir keine der Ideen umsetzen konnten. Aber es hätte auch anders sein können. Es hängt immer vom Endergebnis ab.

 

Wenn Sie noch einmal einen Ideenwettbewerb durchführen würden, was würden Sie verbessern?

Beim nächsten Mal würde ich eine Fragestellung wählen, die “globaler” ist. Damals haben wir diese zu stark eingeschränkt. Wenn man diese offener gestaltet, kann es sein, dass noch viel mehr dabei rauskommt.

 

Würden Sie Ideenwettbewerbe auch anderen Unternehmen empfehlen?

Ja, definitiv, denn ich erlebe immer wieder, dass viele Firmen zwar kreativ, aber leider nicht innovativ sind! Häufig gestalten Unternehmen Innovation nur dann, wenn es der Firma schlecht geht. Kooperationen von artfremden Firmen können da helfen, um gemeinsam Neues zu entwickeln. Das ist extrem spannend das Ganze. Ich finde das sehr gut und glaube, es muss mehr in diese Richtung gehen.

 

Was empfehlen Sie anderen, die das jetzt zum ersten Mal machen möchten?

Sie sollen sich einfach mit einem Crowdsourcing-Plattformbetreiber in Verbindung setzen die so etwas machen und es ausprobieren. Genau so haben wir es ja auch gemacht, wir hatten auch keine Ahnung davon. Es ist ja ein überschaubares Investment. Auch kleinere Unternehmen sollten es unbedingt ausprobieren. Die Firmen, die Konsumprodukte herstellen, tun sich dabei etwas leichter und können relativ einfach gute Informationen bekommen.

Auf alle Fälle, sollte es eine allgemeine Fragestellung sein. Letztendlich muss man sich wahrscheinlich selbst fragen: Kann diese Frage ein Laie, der sich überhaupt nicht mit der Materie auskennt, beantworten? Die Frage muss an das Publikum angepasst sein, denn in der Crowd sind viele Laien, wie wir festgestellt haben. Außerdem sollte man darüber nachdenken, die Frage in mehreren Sprachen zu stellen, um global Menschen anzusprechen, wir haben nur lokal gefragt.

Hier sehen Sie wie die die OI-Kampagne auf der Crowdsourcingplattfrom Neurovation.net praktisch umgesetzt wurde:

https://www.neurovation.net/de/beck-fastener?backlink=de/competitions_all

(Interview Dipl.-Ing. Stefan Siemers geführt am 29.03.19 von Luisa Friebl)

Methode in Kürze

Crowdsourcing ist eine interaktive, community-basierte Innovationsstrategie, welche die kollektive Intelligenz der Menschen über meist webbasierte Plattformen nutzt. Über die Dauer von ca. 3 Monaten werden Interessierte via einer Online -Ideenplattform eingeladen, ihre Ideen zur Lösung eines klar und einfach formulierten Problems einzubringen.

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